Chronik
Das Ramtel, gelegen auf Eltinger Gemarkung, war bis Anfang der fünfziger Jahre ein nicht beachtetes, kaum besiedeltes Gebiet. An der Ecke Gerlinger Straße / Gleiwitzer Straße stand ein einsames Haus aus der Vorkriegszeit und mitten im Tal ein Backhaus. An den Hängen unterhalb der Leonberger Heide befanden sich einzelne Wohnhäuser in weitläufigen Gärten. Ganz oben am Hang stand das Haus von August Lämmle.
Durch den Zuzug der Aussiedler und Flüchtlinge aus den Ostgebieten entstand in Leonberg eine Wohnhungsnot. So fing ab 1953 und 1954 eine flächenhafte Bebauung an. In dem heutigen Gebiet der Gerlinger, Breslauer und Neuen Ramtelstraße entstanden Wohnblöcke. Die Straßen wurden nach den Herkunftsorten der Aussiedler und Flüchtlinge benannt. Im Norden des Ramtels begann 1957 das Siedlungswerk der Diözese Rottenburg eine Wohnsiedlung zu planen, die ungefähr 1960 bezugsfertig war. Etwa zur gleichen Zeit begann die GEWOG, eine Tochtergesellschaft der Neuen Heimat, südlich und östlich des Hotels Eiss Wohnsiedlungen zu bauen. Im Anschluss an diese werdende Siedlung, in nördlicher Richtung, begann sich ein Gewerbegebiet zu entwickeln.
GEWOG-Siedlung: Im Jahr 1958 waren die ersten Häuser bezugsfertig. Diese Siedlung bestand nicht nur aus 200 Reihenhäusern, sondern auch aus drei achtgeschossigen Hochhäusern. Sie waren ein ungewohnter Anblick in Leonberg. “Klein-Chicago” wurden diese Hochhäuser genannt. Es gab endlose Probleme zwischen den Kaufanwärtern und der GEWOG-Verwaltung bei der Abwicklung der Kaufverträge, der benötigten Darlehensverträge und den Verträgen für Hypotheken. Auf Grund dieser zermürbenden Auseinandersetzungen wuchs der Wunsch der Kaufwilligen nach einer Interessenvertretung gegenüber der GEWOG.
So wurde im Jahr 1959 die Bürgergemeinschaft Leonberg-Ramtel gegründet. Sie hatte in den ersten Jahren hauptsächlich mit der Vermittlung zwischen den Kaufanwärtern und der GEWOG zu tun. Die Kaufverträge waren für viele Siedler oft unverständlich formuliert. Die nachträglichen Preissteigerungen wurden von ihnen nicht akzeptiert. So bildeten sie eine Klägergemeinschaft und einen Rechtsfond. Herr Walter Grimm und Herr Weiß wurden zu Verhandlungsführern ernannt und nahmen Kontakt zu den GEWOG-Siedlungen in Böblingen und Geislingen/Steige auf, wo es ähnliche Schwierigkeiten ab. Zur Unterstützung wurde auch noch ein Rechtsanwalt eingeschaltet. Mit dessen Hilfe gelang es schließlich, die Zahlungsnachforderungen der GEWOG um ein Drittel herunterzudrücken.
Im September 1959 wählten die GEWOG-Siedler 5 Vertrauensmänner. Zwei von ihnen kamen von der Bürgergemeinschaft. Sie sollten in Zukunft zusammen mit dem Vorstand der Bürgergemeinschaft die Interessen der Siedler vertreten. Die Streitigkeiten zwischen der GEWOG-Verwaltung und den GEWOG-Siedlern zogen sich noch Jahre lang hin. Viele Siedler beklagten sich über Unstimmigkeiten bei den Kostenabrechnungen und über massive Baumängel: Falsch ausgeführte Sonderleistungen, unkorrekte Abrechnungen von Sonderleistungen, meistens zu Gunsten der GEWOG, sorgten für Spannungen zwischen der GEWOG und den Siedlern. Im Jahr 1964 wurde endlich eine Einigung mit der GEWOG erreicht.
Eine mit Jahresangaben versehene Chronik als pdf-Dokument finden Sie hier.